Galgentod by Elke Schwab
Autor:Elke Schwab [Schwab, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-05T05:00:00+00:00
Kapitel 40
Langsam ließ Schnur den Dienstwagen auf den Schotterparkplatz rollen. Nur wenige Autos standen dort, was ihm das sichere Gefühl vermittelte, im Restaurant »Zur Linde« auch ohne Vorbestellung einen Platz zu bekommen. Das Gebäude direkt an der Kreuzung Metzer Straße und Überherrner Straße war mit Efeu umrankt, was ihm einen robusten Eindruck verlieh. Doch kaum hatten sie die Tür zu den Gasträumen betreten, wurden sie von unaufdringlichem und behaglichem Komfort eingefangen. Die Temperaturen sanken von der Sommerhitze in angenehme Kühle. Die Wirtin zeigte ihnen einen Tisch in der Ecke, der auf zwei Seiten von großen Fenstern flankiert wurde. Hier fühlten sich die drei Polizeibeamten auf Anhieb wohl.
Die Karte wurde gereicht.
Bei der Auswahl stand für Jürgen Schnur schnell fest, dass er sich etwas gönnen wollte.
Nur Andrea legte ihre Stirn in Falten und grübelte.
»Sag nur, es ist nichts für dich dabei?«, fragte Schnur.
»Doch.« Andrea lachte. »Viel zu viel. Aber ich will abnehmen. Denn meine Speckrollen machen sich im Bikini nicht so toll.«
»Ach Quatsch. Du hast doch keine Speckrollen«, wehrte Schnur ab und taxierte Andreas Figur genau. »Bei dir ist alles am richtigen Platz.«
Andrea errötete, was Erik vom Kopfende des Tisches aus amüsiert beobachtete.
Nachdem sie aus der Karte ihre Wahl getroffen hatten, saßen sie sich stumm gegenüber. Eine Weile schauten sich Erik und Schnur vielsagend an, bis Schnur endlich damit herausrückte, was ihn beschäftigte: »Ein feudales Essen ohne Kullmann – das vermittelt mir schon fast ein schlechtes Gewissen.«
Erik stimmte lachend zu: »Das ist wie Fremdgehen.«
Andrea schaute die beiden Männer überrascht an.
»Ich glaube, ich habe schon Kullmanns Einstellung übernommen, nämlich über der Arbeit das Essen nicht zu vergessen«, erklärte Schnur schmunzelnd.
»Stimmt! Kullmann war schon immer ein Genießer«, stimmte Andrea zu.
»Dann kann es kein Fehler sein, seine Einstellung zu übernehmen«, stellte Erik entschieden fest.
»Warum ist Kullmann nicht mit uns gefahren?«, fragte Andrea. »Ich hätte vermutet, dass er trotz Pension noch weiter fleißig mitmischt.«
»Das tut er auch«, antwortete Schnur. »Nur an anderer Stelle.«
»Wo?«
»Zurzeit ist er in Frankreich und hilft dort Anke Deister.«
»Ich habe davon gehört, dass er eine junge Kommissarin gefördert hat. Ist sie das?«
»Ja.«
»Dann wundert es mich nicht, dass Kullmann bei ihr ist. Ich hatte viele Jahre mit Kullmann zusammengearbeitet«, wandte Andrea ein. »Kullmann ist zwar ein sturer Hund, aber er wusste immer, was das Richtige ist.«
»Ja. Anke wird ihn mehr brauchen als wir.«
Als Vorspeise wurden geräucherte Forellenfilets serviert. Schon der Anblick ließ ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Während sie aßen, fiel kein einziges Wort. Doch kaum waren die Teller abgeräumt, meinte Andrea: »Wäre ich vernünftig, würde ich hier mit dem Essen aufhören.«
»Das wäre nicht vernünftig, das wäre masochistisch«, widersprach Schnur.
Darüber musste Andrea herzhaft lachen und anmerken: »Du schaffst es doch tatsächlich, mein schlechtes Gewissen wegen der vielen Kalorien zu vertreiben.«
Doch Erik konnte sich nicht an dem Geplänkel beteiligen. Mit nachdenklicher Miene gestand er: »Unser Gespräch über Kullmann hat mich an etwas erinnert, was ich schon lange wissen wollte, mich aber nie gewagt habe zu fragen.«
»Schieß los«, forderte Schnur auf. »Wenn es ihm in den Ohren klingelt, weiß er, wer über ihn redet.«
»Er war doch ein verdammt guter Ermittler, oder?«
»War?« Schnur stutzte.
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